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1. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 31

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 31 — ablassen. Da ermahnten ihn 7 Brüder ans seinem Heere, er solle auf Gott vertrauen. Sie errichteten den ersten Altar in diesem Laude gegenüber den blutigen Opfersteinen der Heiden. An diesem Tie Karlssteine bei Osnabrück. Altar flehten sie zu Gott, er möge dem Könige seinen göttlichen Beistand verleihen. Karl aber schlug mit seiner Reitgerte aus Pappelholz aus den Opferstein und sprach: Es ist ebenso unmöglich, mit dieser Gerte den Heidenaltar zu zerstören, wie die trotzigen Sachsen zu besiegen. Da krachte der gewaltige Block und zerbarst in drei Stücke. Davon heißt er Karlsstein. Um den Altar der 7 Brüder wurden 7 Buchen gepflanzt, zum Andenken für alle Zeiten, i) Wiecks Flucht und der Pferdesprnng. Als der Heidenkönig wieder auf seiner Burg bei Osnabrück war, schickten Verräter eilige Boten zum König Karl, daß er ihn fange. Wieck aber merkte den Verrat früh genug und floh. Jedoch Karl hätte ihn fast im Hon gefangen genommen, da die Franken den Weg durch einen Verhau gesperrt hatten. Wieck ritt einen schwarzen Hengst mit glänzender Mähne und schnellen Füßen. Zu dem sprach er in der Gefahr: a.ora-Eclcrt-lnsm». „Hengstken, spring awer, lü, intemafcmal. Mrtegst en Spmt Hawer. Schulbuchfo*»cftung Springst du rtich awer, Braunschw^Jg Frätet di int mi de Rawen." »Schirt>Kj&ti*>ifal»th«k - Da sprang das kluge Tier pfeilgeschwind über den Verhau und trug seinen Reiter sicher nach Osnabrück. Hier brach es tot zusammen. a) Als die 7 Buchen abstarben, pflanzte man an ihre Stelle 10 Buchen. Davon heißt jetzt der Platz „ton teggen Böken". Ein steinernes Kreuz ist in- mitten der Buchen errichtet. Nach einer anderen Sage standen Karl und Wieck einst an den Opfersteinen. Als Wieck den Kaiser ausforderte, die Macht seines Gottes zu zeigen, schlug Karl voll Gottvertrauen zu und siehe da! der Stein zerbrach.

2. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 53

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
53 — Nun gab es viele Jahre blutiger kämpfe in unserer Heimat. Wenn Witte- kind auch das übermächtige Frankenheer nicht bezwingen konnte und sogar mehrmals geschlagen wurde (Klus), so wurden doch nach dem Abzüge Karls alle Franken erschlagen und die Altäre und Kirchen zerstört. Dann kam der König Karl zurück und nahm blutige Rache. Oft mußte Witte- kind auf seinen Burgen Schutz suchen; er legte seinem Rosse die Eisen ver- kehrt unter, um den Feind irrezuführen. Einmal rettete ihn nur die Schnelligkeit seines Hengstes, der ihn mit letzter Kraft über ein Verhau nach Osnabrück trug. Als Wittekind sich nach jahrelangen Kämpfen von der Macht des Christengottes überzeugt hatte (Sage von den Karlssteinen), ließ er sich mit seiner Gemahlin Geva taufen, der Sage nach an dem noch vorhandenen uralten Taufsteine der katholischen Kirche zu Belm. Er lebte von nun an friedlich in Enger, wo man noch heute sein Grab zeigt. Die Sage erzählt es uns anders. Danach holten die Getreuen unserer Heimat ihren toten Schlachtenherzog in silbernem Sarge nach Wersen und begruben ihn am Roten Berge. Ein mächtiges Steinmal wurde über seinem Grabe errichtet. Nach der Taufe Wittekinds folgten die Sachsen dem Beispiele ihres Führers und nahmen das Christentum an. Auf der Domsfreiheit ent- stand die erste Kirche, aus der der heutige Dom geworden ist. Dort wohnte auch der erste Bischof unseres Landes, der h. Wiho. Die erste Messe (Gottesdienst) soll allerdings im Hon bei den ,,teggen Böken" (Kreuz im Hon) gehalten worden sein. Dann entstanden andere Kirchen in Laer, Dissen, Melle und Bramsche. Die Gemeinden waren dem Bischof unter- stellt und gaben den zehnten Teil ihrer Ernte an die Kirche ab. Aber noch lange Zeit gab es in unserer Heimat Leute, die vom Christen- tum nichts wissen wollten. Trotz scharfer Verbote und harter Strafen ver- sammelten sie sich in nächtlicher Stunde an den heidnischen Opferstätten, um den alten Göttern zu dienen. Noch heute erinnert manche Sage, mancher Aberglaube an jene Heiden- zeit. Man erzählt sich von dem wilden Jäger, der in den zwölf heiligen Nächten zwischen Weihnachten und dem Feste der Heiligen drei Könige mit seinem Gefolge durch die Lüfte brause und den Wanderer erschrecke. Märchen erzählen von der Frau Holle, die in der Unterwelt wohnt. Manche Ortsnamen, auch die Wochentage, erinnern noch heute an die Götter unserer Vorfahren. Der Piesberg. Wenn wir die Bramscher Straße entlang wandern, sehen wir gleich hinter dem Hofhause den höchsten Berg unserer engeren Heimat, den

3. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 63

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 63 — rereit Fabriken, einer Fischzuchtanstalt und einer Mastanstalt im nahen Geeste. Unterhalb Lingen ist die Ems noch recht seicht; der Dortmund—ems- Kanal verläßt sie deshalb wieder bis Meppen. Das ist die bekannteste Stadt des Emslandes. Dort befindet sich der weltberühmte Kruppsche Schieß- platz. In Essen, in der Rheinprovinz besitzt die Familie Krupp mehrere große Eußstahlfabriken mit mehr als 50000 Arbeitern. Dort werden Kanonen hergestellt. Für Schießversuche aber ist bei Essen kein Platz. Darum hat der Fabrikherr bei Meppen einen langen Streifen Heideland gepachtet. Hier wird nun 3—4 Stunden weit, vielleicht noch weiter, nach bestimmten Zielen geschossen. Die größten Geschosse sind wohl 1000 kg Kruppscher Schießplatz bei Sdzeppert. schwer und so groß wie ein großer Knabe. Sie haben beinahe die Form eines Zuckerhutes. Oft sind in Meppen fremde Offiziere; denn Kruppsche Kanonen werden weithin verkauft. — Wie Lingen hat auch Meppen ein Gymnasium, außerdem eine Landwirtschaftliche Winterschule, die von den Bauernsöhnen des Emslandes besucht wird. Meppen ist Kreisstadt. Durch Hase und Nordradde bedeutend verstärkt, fließt die Ems nun gemächlich durch ein breiteres, fruchtbares Tal, das Emsland. Hatte sie im Münsterlande das westfälische Bauernhaus kennen gelernt, sieht sie hier die ostfriesische Bauart. Dicht zusammen drängen sich die roten Backsteinhäuser an die holprige Dorfstraße, der sie meist das große Ein- fahrtstor zuwenden. Dort hinein fahren zur Erntezeit die hoch mit Heu oder Garben beladenen Wagen auf die lange Diele. Der reiche Erntesegen füllt die ganze Mitte der mit den Wohnräumen zu einem Hause verbun- denen Scheune von unten bis oben unters Dach. An der anderen Seite

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 146

1858 - Osnabrück : Rackhorst
146 Ostseewasser sogar zum Trinken und Kochen. Der Grad seines Salzgehalts wechselt in den verschiedenen Theilen nach Jahreszeit und Wind. Aus dem geringen Salzgehalt entsteht wegen der größern Klarheit und Kälte des Wassers die größere Neigung desselben, zuzufrieren, welche Neigung schwerlich von der geogra- phischen Breite bedingt ist, denn die ebenso hoch hinaufreichende Nordsee und das grönländische Meer gefrieren nicht. Ohne Zweifel ist ste eine Folge des im Vergleich mit andern Meeren so auf- fallend geringen Salzgehalts des baltischen Meerwassers, sowie seiner eingeschlossenen Lage. Schon in der Mitte Decembers schießen an den Ostseeküsten breite Ränder von Eis an, dehnen sich schnell über die schmälern Buchten und Kanäle aus und hemmen bis in den April hinein alle Schifffahrt zwischen den Häfen. In strengen Wintern kann man in Schlitten auf dem Eise von Finnland nach Schweden und über den Sund und Belt fahren. Acerbi gibt eine interessante Beschreibung von einer solchen Reise, die er im Jahre 1799 in großer Gesellschaft zu Schlitten machte. Das Ganze bietet dem Auge das wildeste und verworrenste Schauspiel dar, dessen Neuheit höchst überraschend ist. Rings um die Reisenden befindet sich ein unermeßlich schei- nendes Chaos von scharfen, grotesk gruppierten Eiszacken und Spitzen, welche alle erdenklichen Gestalten und Formen haben und mit herrlichen Stalaktiten von meergrüner und bläulicher Farbe prangen. Während der ganzen Reise trifft man kein leben- diges Geschöpf, kein Thier, keinen Vogel, mit Ausnahme der Seekälber, deren Wiege die Höhlungen des Eises sind. Die Todesstille der grausigen Eiswüste wird nur durch das Pfeifen des Windes, der an die hervorragenden Eisspitzen anprallt, und dann und wann durch heftiges Krachen unterbrochen, welches durch das gewaltsame Losreißen dieser Spitzen von ihrer gefro- renen Grundfläche oder durch mächtige Risse und Sprünge, welche das Eis bekommt, entsteht. Dabei werden oft centnerschwere Stücke sehr weit fortgeschleudert und Abgründe gebildet, welche in meilenlangen Spalten aufklaffen oder, wenn sie die ganze Eismasse durchdringen, das Meerwasser heraufquellen lassen; um diese Klüfte zu passieren, muß man mitgenommene Bretter darüber legen. Unter besonders günstigen Umständen können auch Heere mit Reiterei und Geschütz den immerhin gefährlichen Weg machen. Die Geschichte berichtet von solchen Heereszügen über das Eis der Ostsee aus den Jahren 1657 und 1709. Im Jahre 1323 ging für Fußgänger und Reiter sechs Wochen lang ein Weg über das baltische Meer von Lübeck nach Danzig und Königsberg,

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 348

1858 - Osnabrück : Rackhorst
348 Kanonenschlag schmettert nach, die Wolken flammen ringsum aus, die Donnerschläge überstürzen sich, der Himmel dröhnt, die Hütte wankt, die Firne beben, in hellen Strichen rauscht der dichte Hagel auf die Weide nieder. Hoch aufbrüllen die getroffenen Thiere; mit aufgeworfenen Schwänzen und dicht geschlossenen Augen rennen sie zitternd nach der Richtung des Sturmwindes auseinander. Jetzt springen die halbnackten Sennen, die Milch- eimer über die Köpfe gestürzt, unter die zerstäubende Schaar, joh- lend, fluchend, lockend und die heilige Mutter anrufend. Aber das tolle Vieh hört und sieht nichts mehr. In schauerlichen Tö- nen, halb stöhnend, halb brüllend, rennt es blind mit vorge- strecktem Kopfe, den Schwanz in den Lüften,, gerade aus. Das ist eine Stunde des Schreckens und Unheils. Die Sennen wissen sich nicht zu helfen; bald schwarze Nacht, bald blendendes Feuer; der Hagel klappert auf dem Eimer und zwickt die nackten Arme und Beine mit scharfen Hieben, während alle Elemente im greu- lichen Aufruhr sind. Endlich ist ein Theil der Herde gesammelt; die Winde ha- den die gefährlichen Wolken über die Wetterscheide hinausgetrie- den; dem Hagel folgt ein dichter Regen. Die Kühe stehen bis ans Knie in Koth, Hagelsteinen, und Wasser um die Hütte her, und von Fels zu Fels ballen die vereinzelten Schläge des fer- nern Donners nach — aber eine oder zwei der schönsten Kühe liegen zuckend und halb zerschmettert im Abgrund. Kommt das Hochgewitter nicht so unerwartet, so beeifern sich die Sennen, das Vieh sorgfältig zu sammeln. Es bietet einen eignen Anblick, wenn es sich, wie sie es nennen, „erstellt." Mit starren Augen und hängendem Kopfe stehen die heftig zitternden Thiere im Haufen. Ueberall gehen die Hirten umher, reden freundlich zu, loben und schmeicheln, und da mag es noch so heftig blitzen und krachen, der Hagel noch so stark auf die Herde hereinwet- tern, — keine Kuh weicht mehr vom Fleck. Es ist als ob diese armen, gutmüthigen Thiere sich sicher vor allem Unglück wüßten, wenn sie nur des Sennen Stimme hören. Nach Tschudi. 2. Der Vierwaldstätter Sec und das Rcust-Thal. Der Vierwaldstätter See ist ein Gebirgssee im Gegensatz zu den Landseen oder den weniger anmuthigen Seen des ebe- nen Landes, wie sie z. B. in einem breiten Gürtel die Ostsee umlagern*); er ist ein Süßwassersee im Gegensatz zu den Salz- *) Vergl. S. 139.

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 468

1858 - Osnabrück : Rackhorst
468 den kurz vor uns schlendernden Führer in ihrer wahren Gestalt erblickten. Schon an diesem Tage ward unsere Lage bedenklich, das Wasser unserer getheerten Schläuche, seit drei Tagen der Sonnenglut ausgesetzt, begann zu stinken, nur die Schläuche der Schattenseite konnten benutzt werden, gleichwohl war auch hier das Wasser so lauwarm, daß es nicht mehr erquickte. Nur der Morgen gewährte uns einen erquickenden Trunk, nachdem wir am Abend unsere ägyptischen Thonkrüge mit Wasser gefüllt ins Freie gesetzt hatten, so daß die Temperatur des Wassers um einige Grad tiefer als die der Luft stand. Geier und Raben waren unsere Begleiter, und die vielen nach ersteren verschossenen Kugeln vermochten ihr Ziel nicht zu erreichen. So nahte der Abend. Am 16. Februar setzten wir unseren Weg über die Sand- fläche fort. Kleine Felshügel ragten jetzt aus dem grobkörnigen Sande hervor, der einen etwas festeren Boden bildete. Als die Sonne höher stieg, zeigte sich ringsumher die Fata Morgana, und am Abend erreichten wir die schon den Tag vorher gesehene Kette des Dschebel Refft, eine Reihe schroffer Porphyr- und Gra- nitberge, deren Kuppen 800—1000 Par. Fuß über die Ebene ansteigen. So vergingen mehrere Tage, bis wir am 20. Februar die Schrecknisse der Wüste mehr, als bisher der Fall war, kennen lernen sollten. T)ie Hitze hatte bedeutend zugenommen, das Thermometer zeigte 30 Grad R. im freien Schatten, der Wind ging so heiß, als entströme er einem Ofen. Schon am Morgen fielen uns fünf Kamele um, von denen zwei augen- blicklich starben. Unsere Leute waren ermattet und konnten nur mit Mühe zusammengehalten werden, Hitze und Anstrengung verursachten einen brennenden Durst und mit Begierde würden wir in einem fort getrunken haben, wäre nicht das Wasser in unseren Schläuchen zum Entsetzen ekelhaft geworden. Sein Ge- schmack war faulig und verursachte eine solche Neigung zum Brechen, daß wir nur schnell einen Schluck Rum folgen lassen mußten, der uns wieder zu stark erhitzte. Versuchten wir auch das faulige Getränk durch Vermischung mit Wein, Essig oder Rum trinkbarer zu machen, so überzeugten wir uns bald, daß unsere Versuche ohne Erfolg blieben. Plötzlich erblickten wir am Horizonte eine Reihe von Reitern, und keiner vermochte sich des Gedankens zu erwehren, daß es Räuber seien. Sofort traf man die nöthigen Anstalten zur Vertheidigung; wir übergaben die Kamele unseren Dienern und den Nubiern und ritten mit un- seren Führern den Kommenden rasch entgegen. Da sahen nur bald ein, daß es sich hier um keinen Feind handle, es war die

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 494

1858 - Osnabrück : Rackhorst
494 Sie hatte, wie gewöhnlich, gänzliche Mißernten in den tiefen Regionen und Hungersnoth zur Folge. Die Heuschrecken kamen aus dem Süden wolkenartig geflogen. Sie verbreiteten sich zuerst über Costarica und Nicaragua und erschienen erst ein halbes Jahr darauf in San Salvador, Honduras und Guatemala. Wenn diese geflügelten Schwärme sich der Erde nähern, so verbreiten sie ein eigenthümliches schwirrendes Geräusch. Nur einzelne kleinere Schwärme verirrten sich in die höhern Andes- regionen von 4 —5000 Fuß Höhe und besuchten selbst die Hoch- ebene von Guatemala, zogen sich aber bald wieder von dort in die tiefem, wärmern Regionen zurück. Es erneuern sich da- von drei Generationen in jedem Jahr und die junge Brut bleibt drei Monate lang kriechend und hüpfend auf Büschen und Bäu- men, bis sie Flügel bekommt und ausgewachsen ist. Dann er- heben sich die Heuschrecken plötzlich in großen Schwärmen, rau- schen hoch in der Luft über den Urwald hin und lassen sich fast immer nur an gelichteten Stellen nieder; denn sie lieben mehr die Culturpflanzen, als die wilde Waldvegetation und nehmen mit letzterer gewöhnlich erst vorlieb, wenn sie eine Plantage rein abgefressen haben. In unabsehbaren Massen von vielen tausend Millionen sahen wir diese Orthopteren (Geradeflügler) während des Som- mers 1854 in den Llanos und Wäldern des Staates Guate- mala zwischen Esquintla und Itapa. Alle versuchten Mittel des Schreckens wie der Zerstörung, durch Trommeln, Schellen, Ge- wehrsschüsse, oder durch Anlegen von Gräben und Anzünden großer Feuer konnten die dortigen Mais- und Zuckerpflanzungen nicht retten. Die Heuschrecken ließen sich auf ihrem Verheerungs- zug nicht aufhalten, und die Millionen, welche man tödtete, wurden durch nachrückende Millionen zehnfach wieder ersetzt. Sie waren noch ungeflügelt, und in diesem Alter bewegen sie sich mehr gehend, als hüpfend. Die Annäherung ihrer Colonne ver- kündet ein Geräusch auf den Blättern der Büsche, welches ganz ähnlich einem fallenden Platzregen ist. Nur wenn sie durch das Kommen eines schweren Körpers einige Gefahr merken, erheben sie sich in starken Sprüngen, um dann wieder ruhig ihres We- ges zu ziehen. Wir haben solche Wandercolonnen beobachtet, die eine Breite von 300 — 400 Fuß und eine Länge von einer Diertelmeile hatten. Entlaubte Bäume und Büsche bezeichneten ihren Weg. An einigen Stellen drängten sie sich in den dichte- sten Massen zusammen und bildeten da ein scheußliches Gewim- mel von vielen Hunderttausenden.

8. Realienbuch für Stadt- und Landschulen - S. 67

1900 - Osnabrück : Rackhorst
67 Mm die Schlacht erst um Mittag (18. Juni. 1815). Napoleon bestürmte am heftigsten den linken englischen Flügel, weil dort die Preußen sich an- schließen sollten; aber die Engländer standen wie Mauern. Die Osna- brücker Landwehr nahm sogar einen französischen General gefangen. 3. Die Preußen bei Waterloo. Blücher war schon frühmorgens ausgebrochen. Als der Arzt ihm das gequetschte Bein verbinden wollte, sprach der greise Held: „Ach was schmieren! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe, wird wohl auf eins heraus- kommen !" Der Marsch war äußerst beschwerlich, da der unaufhörliche Regen den thonigen Boden erweichte. Doch Blücher verlor den Mut nicht ; ans den Regen deutend, sprach er: „Seht, unser Verbündeter von der Katzbach! Da sparen wir dem Könige wieder viel Pulver!" Doch der Boden wurde immer weicher, so daß Fußgänger und Reiter stecken blieben und die Kanonenräder bis zur Achse einsanken. Blücher aber sprengte von einer Abteilung zur andern und spornte zur Eile an. Als einige murmelten, es gehe nicht, ries er: „Es muß gehen! Ich hab es ja meinem Bruder Wellington versprochen; ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll?" Und es ging. Wellington hatte unterdes einen harten Stand. Dünner und dünner wurden seine Reihen; ängstlich blickte er nach der Seite, woher Blücher kommen sollte, und seufzte: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" Endlich um 4 Uhr griff Blücher den rechten französischen Flügel von der Seite und im Rücken an, und bald war das ganze französische Heer auf der Flucht. Da das englische Heer erschöpft war, übernahm Gneisenau mit dem preußischen die Verfolgung. Nirgends hielten die Franzosen stand. Napoleon selber sprang auf der Flucht aus dem Reisewagen aufs Pferd und eilte ohne Hut, Degen und Orden davon. Wie staunten die preußischen Soldaten, als sie die Sitzkasten seines Wagens ganz mit Gold, Silber und Edelsteinen gefüllt fanden! An diese denkwürdige Schlacht erinnert in Hannover der Waterlooplatz und die Waterloosäule, in Osnabrück das Waterlvothor. 4. Friede. Schon drei Wochen nach der Schlacht bei Waterloo rückten die verbündeten Truppen zum zweitenmal in Paris ein. Napoleon wurde abermals abgesetzt und nach der kleinen Felseninsel St. Helena im Atlantischen Ocean gebracht, wo er unter strenger Auf- sicht noch sechs Jahre gelebt hat. Die vielen kleinen geistlichen und weltlichen Ländchen, welche durch Napoleon ihre Selbständigkeit ver- loren hatten, wie die Bistümer Osnabrück, Münster und Paderborn, wurden nicht wieder hergestellt. Die noch vorhandenen 39 deutschen Staaten vereinigten sich 'zu einem unauflöslichen Deutschen Bunde, dessen Abgeordnete sich in Frankfurt a. M. zu einem deutschen Bundes- tage unter Österreichs Vorsitz versammelten. Alle Bnndesglieder ver- sprachen, untereinander keinen Krieg zu führen, gegen äußere Feinde aber sich gegenseitig zu helfen. Die Hoffnung des deutschen Volkes auf Wiederherstellung des Kaiserreichs, auf ein Reichsheer und auf ein ge- meinsames deutsches Recht ging nicht in Erfüllung. Preußen erhielt Vorpommern, das halbe Königreich Sachsen, sowie große Gebiete in Westfalen und am Rhein. Hannover ward zum Königreich erhoben und erhielt Ostfriesland, Lingen, Meppen, die Grafschaft Bentheim, das Bistum Hildesheim und die Stadt Goslar. 5*

9. Realienbuch für Stadt- und Landschulen - S. 74

1900 - Osnabrück : Rackhorst
74 zu vereinigen. Gleichzeitig rückten von Schleswig-Holstein und von Minden her preußische Truppen in die Provinz Hannover ein und be- setzten ohne Schwertstreich die Hauptstadt, während ein anderes preußi- sches Heer den Hannoveranern bei Langensalza a. d. Unstrut den Weg verlegte. Noch einmal bot König Wilhelm den Frieden unter der Be- dingung an, daß die Hannoveraner die Waffen niederlegten und der König sich mit einer Neugestaltung Deutschlands unter Preußens Führung einverstanden erklärte. König Georg lehnte abermals ab, so mußten die Waffen entscheiden. Die hannoverschen Truppen fochten bei Langensalza (27. Juni) ihres alten Ruhmes würdig und blieben Sieger ; aber am folgen- den Tage zogen von allen Seiten so viele preußische Truppen heran, daß das hannoversche Heer ganz eingeschlossen war und die Waffen strecken mußte. Die Offiziere behielten ihren Degen; die übrigen Sol- daten wurden entwaffnet und in die Heimat geschickt, der König ging nach Wien. — Auch die Truppen aus Bayern, Baden, Württemberg und Hessen wurden von den Preußen wiederholt besiegt. 3. Königgrätz. Der Entscheidnngskamps aber wurde in Böhmen mit den Österreichern und Sachsen ausgesochten. In drei Heeren drangen die preußischen Truppen nach einein von Moltke ausgearbeiteten Feld- zugsplane in Böhmen ein. Das 1. führte Prinz Friedrich Karl, das 2. Kronprinz Friedrich Wilhelm, das 3. ein General; den Oberbefehl übernahm König Wilhelm selber. Die Österreicher hatten sich ans einem Höhenrücken nicht weit von Königgrätz verschanzt; in ihrem Rücken floß die Elbe, vor ihnen ein kleiner Nebenfluß der Elbe, die Bistritz, die wegen ihrer sumpfigen User schwer zu überschreiten war. Dort beschloß König Wilhelm den Feind am 3. Juli anzugreifen. Den Angriff mußten zunächst die 1. und 3. preußische Armee allein übernehmen, weil der Kronprinz noch meilenweit entfernt war. Trotz des feindlichen Feuers überschritten die preußischen Truppen die Bistritz und stürmten die Höhen hinan. Aber ans den kahlen Flächen waren sie schutzlos den feindlichen Geschossen preisgegeben; vergebens war aller Heldenmut, sie konnten nicht weiter vordringen, zurück aber wollten sie nicht. Stundenlang hielten sie dort im heftigsten Feuer ans. Der greise König saß schon seit dem frühen Morgen zu Pferde; als Bismarck ihn bat, er rnöge sich doch Glicht dem feindlichen Feuer aussetzen, sagte er: „Wohin soll ich denn reiten, wenn meine braven Truppen im Feuer sind?" Der Kronprinz konnte bis Mittag nicht eintreffen; dennoch schauten schon vorher viele sehnsüchtig nach Osten, woher er kommen mußte. Er hatte bei drückender Hitze, der bald strömender Regen folgte, ans durchweichtem Boden einen achtstündigen Weg zurückzulegen; endlich um 2 Uhr durchlief die Reihen der l.und 3. Armee die Freuden- botschaft: „Der Kronprinz ist da!" Je näher er dem Schlachtfelde kam, desto mehr eilten seine Soldaten; alle Ermüdung war vergessen, mit lautem Hurra fielen sie dem Feinde in die rechte Flanke, auch die 1. und 3. Armee gingen zu einem allgemeinen Angriff vor, und nach kurzer Zeit war der Feind ans der Flucht. 4. Friede. Die Österreicher waren so gründlich besiegt, daß sie sofort um Waffenstillstand baten, und. daß schon nach wenigen Wochen in Prag Friede geschlossen wurde. Österreich mußte Preußen Kriegs- kosten zahlen, ans Schleswig-Holstein verzichten und sich damit einver- standen erklären, daß Norddeutschland sich unter Preußens Führung zu

10. Realienbuch für Stadt- und Landschulen - S. 28

1900 - Osnabrück : Rackhorst
28 22. Erfindung des Schießpulvers; 1350. Während des Mittelalters haben sich viele Menschen bemüht, Gold herzustellen. Einst, so erzählt die ^age, zerstampfte zu diesem Zwecke der Mönch Berthold Schwarz in einem eisernen Mörser Schwefel, Salpeter und Holzkohle und bedeckte das Gefäsi mit einem Stein. Zu- fällig flog ein Funke in dies Pulver, sofort entzündete es sich und schleuderte den Stein mit furchtbarer Gewalt gegen die Decke. Er wiederholte den Versuch, immer mit demselben Erfolge. Zuerst benutzte man es nur zum Sprengen, dann auch zum Fortschleudern schwerer Steine aus Mörsern. Allmählich verlängerte man die Mörser zu Ka- nonen, d. i. Röhren, aus denen man steinerne oder eiserne Kugeln schoß. Die Kanonen waren anfänglich sehr schwer und ruhten nicht ans Rädern, so daß zu ihrer Fortschaffung wohl 60 Ochsen erforderlich waren und sie nur als Belagerungsgeschütz verwendet wurden; um 1350 benutzte >nan auch leichtere, fahrbare Feldgeschütze, Feldschlangen genannt. Sie trugen, wie noch heute die Schiffe, eigene Namen, z. B. Schnurrhindurch, Nachtigall, Lukas, und wurden mit Inschriften versehen wie: „Schärpe Orete bin ick gheheten, Wan ick lache, dat wert den viend ver- dreten.“ Später verfertigte man auch Hakenbüchsen oder Musketen, die der einzelne Mann tragen konnte, aber beim Abfeuern aus eine Gabel legen mußte. Sie wurden mittels einer Lunte entzündet; um diese ent- behrlich zu machen, brachte man an der Muskete Schlösser mit einem Feuerstein oder Flint an, der beim Niederschlagen Funken hervorbrachte und dadurch das Pulver entzündete. Bon dem Flint nannte man die Gewehre Flinten; von der Muskete haben die Musketiere ihren Namen. Die Benutzung der Feuerwaffen veränderte das ganze Kriegs- wesen. Schild und Panzer hielten ihnen gegenüber nicht mehr stand; deshalb verlor das Ritterheer seine bisherige Bedeutung, lind das mit Musketen versehene Fußvolk wurde die wichtigste Truppe. Es kam jetzt weniger auf die Tapferkeit des Einzelnen an, als vielmehr auf die geschickte Führung großer Massen. Die Mauern der Burgen und Städte boten jetzt nicht mehr genügenden Schutz, sondern mußten durch Wälle und starke Türme verstärkt werden; manche Burg wurde damals ganz aufgegeben. Auch Osnabrück wurde jetzt mit Wällen und Türmen befestigt; die Stadt errichtete eine Pnlvermühle, stellte Wallmeister und Büchsenmeister an. 23. Johann Huß; 1415. 1. Kirchliche Mitzstiinde. Um 1400 waren in die christliche Kirche mancherlei Mißbräuche eingedrungen. Drei Päpste stritten sich um den päpstlichen Stuhl und thaten einander in den Bann. Die hohen Geist- lichen besaßen oft mehrere Bistümer, kümmerten sich aber um das kirch- liche Leben wenig; die niederen Geistlichen waren meistens unwissend und lebten sittenlos, alle aber trachteten danach, die Kirche zu bereichern. 1350 wurde ganz Deutschland von einer furchtbaren Pest, Schwarzer Tod genannt, heimgesucht; in Osnabrück sollen nur sieben ungetrennte Ehepaare übrig geblieben sein: auch dieses Unglück benutzten die Geist- lichen, herrenloses Gut an die Kirche zu bringen. Der Besitz und die
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