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ablassen. Da ermahnten ihn 7 Brüder ans seinem Heere, er solle
auf Gott vertrauen. Sie errichteten den ersten Altar in diesem
Laude gegenüber den blutigen Opfersteinen der Heiden. An diesem
Tie Karlssteine bei Osnabrück.
Altar flehten sie zu Gott, er möge dem Könige seinen göttlichen
Beistand verleihen. Karl aber schlug mit seiner Reitgerte aus
Pappelholz aus den Opferstein und sprach: Es ist ebenso unmöglich,
mit dieser Gerte den Heidenaltar zu zerstören, wie die trotzigen
Sachsen zu besiegen. Da krachte der gewaltige Block und zerbarst
in drei Stücke. Davon heißt er Karlsstein. Um den Altar der
7 Brüder wurden 7 Buchen gepflanzt, zum Andenken für alle
Zeiten, i)
Wiecks Flucht und der Pferdesprnng.
Als der Heidenkönig wieder auf seiner Burg bei Osnabrück
war, schickten Verräter eilige Boten zum König Karl, daß er
ihn fange. Wieck aber merkte den Verrat früh genug und floh.
Jedoch Karl hätte ihn fast im Hon gefangen genommen, da die
Franken den Weg durch einen Verhau gesperrt hatten. Wieck ritt
einen schwarzen Hengst mit glänzender Mähne und schnellen Füßen.
Zu dem sprach er in der Gefahr: a.ora-Eclcrt-lnsm».
„Hengstken, spring awer, lü, intemafcmal.
Mrtegst en Spmt Hawer. Schulbuchfo*»cftung
Springst du rtich awer, Braunschw^Jg
Frätet di int mi de Rawen." »Schirt>Kj&ti*>ifal»th«k -
Da sprang das kluge Tier pfeilgeschwind über den Verhau
und trug seinen Reiter sicher nach Osnabrück. Hier brach es tot
zusammen.
a) Als die 7 Buchen abstarben, pflanzte man an ihre Stelle 10 Buchen.
Davon heißt jetzt der Platz „ton teggen Böken". Ein steinernes Kreuz ist in-
mitten der Buchen errichtet.
Nach einer anderen Sage standen Karl und Wieck einst an den Opfersteinen.
Als Wieck den Kaiser ausforderte, die Macht seines Gottes zu zeigen, schlug Karl
voll Gottvertrauen zu und siehe da! der Stein zerbrach.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod]]
Extrahierte Personennamen: Karl Wiecks Karl Karl Karl Karl Hawer Karl Karl Wieck Wieck Karl Karl
53 —
Nun gab es viele Jahre blutiger kämpfe in unserer Heimat. Wenn Witte-
kind auch das übermächtige Frankenheer nicht bezwingen konnte und sogar
mehrmals geschlagen wurde (Klus), so wurden doch nach dem Abzüge
Karls alle Franken erschlagen und die Altäre und Kirchen zerstört. Dann
kam der König Karl zurück und nahm blutige Rache. Oft mußte Witte-
kind auf seinen Burgen Schutz suchen; er legte seinem Rosse die Eisen ver-
kehrt unter, um den Feind irrezuführen. Einmal rettete ihn nur die
Schnelligkeit seines Hengstes, der ihn mit letzter Kraft über ein Verhau
nach Osnabrück trug. Als Wittekind sich nach jahrelangen Kämpfen von
der Macht des Christengottes überzeugt hatte (Sage von den Karlssteinen),
ließ er sich mit seiner Gemahlin Geva taufen, der Sage nach an dem noch
vorhandenen uralten Taufsteine der katholischen Kirche zu Belm. Er lebte
von nun an friedlich in Enger, wo man noch heute sein Grab zeigt. Die
Sage erzählt es uns anders. Danach holten die Getreuen unserer Heimat
ihren toten Schlachtenherzog in silbernem Sarge nach Wersen und begruben
ihn am Roten Berge. Ein mächtiges Steinmal wurde über seinem Grabe
errichtet.
Nach der Taufe Wittekinds folgten die Sachsen dem Beispiele ihres
Führers und nahmen das Christentum an. Auf der Domsfreiheit ent-
stand die erste Kirche, aus der der heutige Dom geworden ist. Dort wohnte
auch der erste Bischof unseres Landes, der h. Wiho. Die erste Messe
(Gottesdienst) soll allerdings im Hon bei den ,,teggen Böken" (Kreuz
im Hon) gehalten worden sein. Dann entstanden andere Kirchen in Laer,
Dissen, Melle und Bramsche. Die Gemeinden waren dem Bischof unter-
stellt und gaben den zehnten Teil ihrer Ernte an die Kirche ab.
Aber noch lange Zeit gab es in unserer Heimat Leute, die vom Christen-
tum nichts wissen wollten. Trotz scharfer Verbote und harter Strafen ver-
sammelten sie sich in nächtlicher Stunde an den heidnischen Opferstätten,
um den alten Göttern zu dienen.
Noch heute erinnert manche Sage, mancher Aberglaube an jene Heiden-
zeit. Man erzählt sich von dem wilden Jäger, der in den zwölf heiligen
Nächten zwischen Weihnachten und dem Feste der Heiligen drei Könige
mit seinem Gefolge durch die Lüfte brause und den Wanderer erschrecke.
Märchen erzählen von der Frau Holle, die in der Unterwelt wohnt.
Manche Ortsnamen, auch die Wochentage, erinnern noch heute an die Götter
unserer Vorfahren.
Der Piesberg.
Wenn wir die Bramscher Straße entlang wandern, sehen wir gleich
hinter dem Hofhause den höchsten Berg unserer engeren Heimat, den
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Geva Wiho Holle
Extrahierte Ortsnamen: Karls Osnabrück Wersen Sachsen Dissen Melle Bramsche Piesberg
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rereit Fabriken, einer Fischzuchtanstalt und einer Mastanstalt im nahen
Geeste.
Unterhalb Lingen ist die Ems noch recht seicht; der Dortmund—ems-
Kanal verläßt sie deshalb wieder bis Meppen. Das ist die bekannteste Stadt
des Emslandes. Dort befindet sich der weltberühmte Kruppsche Schieß-
platz. In Essen, in der Rheinprovinz besitzt die Familie Krupp mehrere
große Eußstahlfabriken mit mehr als 50000 Arbeitern. Dort werden
Kanonen hergestellt. Für Schießversuche aber ist bei Essen kein Platz.
Darum hat der Fabrikherr bei Meppen einen langen Streifen Heideland
gepachtet. Hier wird nun 3—4 Stunden weit, vielleicht noch weiter, nach
bestimmten Zielen geschossen. Die größten Geschosse sind wohl 1000 kg
Kruppscher Schießplatz bei Sdzeppert.
schwer und so groß wie ein großer Knabe. Sie haben beinahe die Form
eines Zuckerhutes. Oft sind in Meppen fremde Offiziere; denn Kruppsche
Kanonen werden weithin verkauft. — Wie Lingen hat auch Meppen ein
Gymnasium, außerdem eine Landwirtschaftliche Winterschule, die von den
Bauernsöhnen des Emslandes besucht wird. Meppen ist Kreisstadt.
Durch Hase und Nordradde bedeutend verstärkt, fließt die Ems nun
gemächlich durch ein breiteres, fruchtbares Tal, das Emsland. Hatte sie
im Münsterlande das westfälische Bauernhaus kennen gelernt, sieht sie
hier die ostfriesische Bauart. Dicht zusammen drängen sich die roten
Backsteinhäuser an die holprige Dorfstraße, der sie meist das große Ein-
fahrtstor zuwenden. Dort hinein fahren zur Erntezeit die hoch mit Heu
oder Garben beladenen Wagen auf die lange Diele. Der reiche Erntesegen
füllt die ganze Mitte der mit den Wohnräumen zu einem Hause verbun-
denen Scheune von unten bis oben unters Dach. An der anderen Seite
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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146
Ostseewasser sogar zum Trinken und Kochen. Der Grad seines
Salzgehalts wechselt in den verschiedenen Theilen nach Jahreszeit
und Wind. Aus dem geringen Salzgehalt entsteht wegen der
größern Klarheit und Kälte des Wassers die größere Neigung
desselben, zuzufrieren, welche Neigung schwerlich von der geogra-
phischen Breite bedingt ist, denn die ebenso hoch hinaufreichende
Nordsee und das grönländische Meer gefrieren nicht. Ohne Zweifel
ist ste eine Folge des im Vergleich mit andern Meeren so auf-
fallend geringen Salzgehalts des baltischen Meerwassers, sowie
seiner eingeschlossenen Lage. Schon in der Mitte Decembers
schießen an den Ostseeküsten breite Ränder von Eis an, dehnen
sich schnell über die schmälern Buchten und Kanäle aus und
hemmen bis in den April hinein alle Schifffahrt zwischen den
Häfen. In strengen Wintern kann man in Schlitten auf dem
Eise von Finnland nach Schweden und über den Sund und
Belt fahren. Acerbi gibt eine interessante Beschreibung von einer
solchen Reise, die er im Jahre 1799 in großer Gesellschaft zu
Schlitten machte. Das Ganze bietet dem Auge das wildeste
und verworrenste Schauspiel dar, dessen Neuheit höchst überraschend
ist. Rings um die Reisenden befindet sich ein unermeßlich schei-
nendes Chaos von scharfen, grotesk gruppierten Eiszacken und
Spitzen, welche alle erdenklichen Gestalten und Formen haben
und mit herrlichen Stalaktiten von meergrüner und bläulicher
Farbe prangen. Während der ganzen Reise trifft man kein leben-
diges Geschöpf, kein Thier, keinen Vogel, mit Ausnahme der
Seekälber, deren Wiege die Höhlungen des Eises sind. Die
Todesstille der grausigen Eiswüste wird nur durch das Pfeifen
des Windes, der an die hervorragenden Eisspitzen anprallt, und
dann und wann durch heftiges Krachen unterbrochen, welches
durch das gewaltsame Losreißen dieser Spitzen von ihrer gefro-
renen Grundfläche oder durch mächtige Risse und Sprünge, welche
das Eis bekommt, entsteht. Dabei werden oft centnerschwere
Stücke sehr weit fortgeschleudert und Abgründe gebildet, welche
in meilenlangen Spalten aufklaffen oder, wenn sie die ganze
Eismasse durchdringen, das Meerwasser heraufquellen lassen; um
diese Klüfte zu passieren, muß man mitgenommene Bretter darüber
legen. Unter besonders günstigen Umständen können auch Heere
mit Reiterei und Geschütz den immerhin gefährlichen Weg machen.
Die Geschichte berichtet von solchen Heereszügen über das Eis
der Ostsee aus den Jahren 1657 und 1709. Im Jahre 1323
ging für Fußgänger und Reiter sechs Wochen lang ein Weg über
das baltische Meer von Lübeck nach Danzig und Königsberg,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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348
Kanonenschlag schmettert nach, die Wolken flammen ringsum aus,
die Donnerschläge überstürzen sich, der Himmel dröhnt, die Hütte
wankt, die Firne beben, in hellen Strichen rauscht der dichte
Hagel auf die Weide nieder. Hoch aufbrüllen die getroffenen
Thiere; mit aufgeworfenen Schwänzen und dicht geschlossenen
Augen rennen sie zitternd nach der Richtung des Sturmwindes
auseinander. Jetzt springen die halbnackten Sennen, die Milch-
eimer über die Köpfe gestürzt, unter die zerstäubende Schaar, joh-
lend, fluchend, lockend und die heilige Mutter anrufend. Aber
das tolle Vieh hört und sieht nichts mehr. In schauerlichen Tö-
nen, halb stöhnend, halb brüllend, rennt es blind mit vorge-
strecktem Kopfe, den Schwanz in den Lüften,, gerade aus. Das
ist eine Stunde des Schreckens und Unheils. Die Sennen wissen
sich nicht zu helfen; bald schwarze Nacht, bald blendendes Feuer;
der Hagel klappert auf dem Eimer und zwickt die nackten Arme
und Beine mit scharfen Hieben, während alle Elemente im greu-
lichen Aufruhr sind.
Endlich ist ein Theil der Herde gesammelt; die Winde ha-
den die gefährlichen Wolken über die Wetterscheide hinausgetrie-
den; dem Hagel folgt ein dichter Regen. Die Kühe stehen bis
ans Knie in Koth, Hagelsteinen, und Wasser um die Hütte her,
und von Fels zu Fels ballen die vereinzelten Schläge des fer-
nern Donners nach — aber eine oder zwei der schönsten Kühe
liegen zuckend und halb zerschmettert im Abgrund. Kommt das
Hochgewitter nicht so unerwartet, so beeifern sich die Sennen,
das Vieh sorgfältig zu sammeln. Es bietet einen eignen Anblick,
wenn es sich, wie sie es nennen, „erstellt." Mit starren Augen
und hängendem Kopfe stehen die heftig zitternden Thiere im
Haufen. Ueberall gehen die Hirten umher, reden freundlich zu,
loben und schmeicheln, und da mag es noch so heftig blitzen
und krachen, der Hagel noch so stark auf die Herde hereinwet-
tern, — keine Kuh weicht mehr vom Fleck. Es ist als ob diese
armen, gutmüthigen Thiere sich sicher vor allem Unglück wüßten,
wenn sie nur des Sennen Stimme hören. Nach Tschudi.
2. Der Vierwaldstätter Sec und das Rcust-Thal.
Der Vierwaldstätter See ist ein Gebirgssee im Gegensatz
zu den Landseen oder den weniger anmuthigen Seen des ebe-
nen Landes, wie sie z. B. in einem breiten Gürtel die Ostsee
umlagern*); er ist ein Süßwassersee im Gegensatz zu den Salz-
*) Vergl. S. 139.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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468
den kurz vor uns schlendernden Führer in ihrer wahren Gestalt
erblickten. Schon an diesem Tage ward unsere Lage bedenklich,
das Wasser unserer getheerten Schläuche, seit drei Tagen der
Sonnenglut ausgesetzt, begann zu stinken, nur die Schläuche der
Schattenseite konnten benutzt werden, gleichwohl war auch hier
das Wasser so lauwarm, daß es nicht mehr erquickte. Nur der
Morgen gewährte uns einen erquickenden Trunk, nachdem wir
am Abend unsere ägyptischen Thonkrüge mit Wasser gefüllt ins
Freie gesetzt hatten, so daß die Temperatur des Wassers um einige
Grad tiefer als die der Luft stand. Geier und Raben waren
unsere Begleiter, und die vielen nach ersteren verschossenen Kugeln
vermochten ihr Ziel nicht zu erreichen. So nahte der Abend.
Am 16. Februar setzten wir unseren Weg über die Sand-
fläche fort. Kleine Felshügel ragten jetzt aus dem grobkörnigen
Sande hervor, der einen etwas festeren Boden bildete. Als die
Sonne höher stieg, zeigte sich ringsumher die Fata Morgana,
und am Abend erreichten wir die schon den Tag vorher gesehene
Kette des Dschebel Refft, eine Reihe schroffer Porphyr- und Gra-
nitberge, deren Kuppen 800—1000 Par. Fuß über die Ebene
ansteigen. So vergingen mehrere Tage, bis wir am 20. Februar
die Schrecknisse der Wüste mehr, als bisher der Fall war,
kennen lernen sollten. T)ie Hitze hatte bedeutend zugenommen,
das Thermometer zeigte 30 Grad R. im freien Schatten, der
Wind ging so heiß, als entströme er einem Ofen. Schon am
Morgen fielen uns fünf Kamele um, von denen zwei augen-
blicklich starben. Unsere Leute waren ermattet und konnten nur
mit Mühe zusammengehalten werden, Hitze und Anstrengung
verursachten einen brennenden Durst und mit Begierde würden
wir in einem fort getrunken haben, wäre nicht das Wasser in
unseren Schläuchen zum Entsetzen ekelhaft geworden. Sein Ge-
schmack war faulig und verursachte eine solche Neigung zum
Brechen, daß wir nur schnell einen Schluck Rum folgen lassen
mußten, der uns wieder zu stark erhitzte. Versuchten wir auch
das faulige Getränk durch Vermischung mit Wein, Essig oder
Rum trinkbarer zu machen, so überzeugten wir uns bald, daß
unsere Versuche ohne Erfolg blieben. Plötzlich erblickten wir am
Horizonte eine Reihe von Reitern, und keiner vermochte sich des
Gedankens zu erwehren, daß es Räuber seien. Sofort traf man
die nöthigen Anstalten zur Vertheidigung; wir übergaben die
Kamele unseren Dienern und den Nubiern und ritten mit un-
seren Führern den Kommenden rasch entgegen. Da sahen nur
bald ein, daß es sich hier um keinen Feind handle, es war die
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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494
Sie hatte, wie gewöhnlich, gänzliche Mißernten in den tiefen
Regionen und Hungersnoth zur Folge. Die Heuschrecken kamen
aus dem Süden wolkenartig geflogen. Sie verbreiteten sich zuerst
über Costarica und Nicaragua und erschienen erst ein halbes Jahr
darauf in San Salvador, Honduras und Guatemala.
Wenn diese geflügelten Schwärme sich der Erde nähern, so
verbreiten sie ein eigenthümliches schwirrendes Geräusch. Nur
einzelne kleinere Schwärme verirrten sich in die höhern Andes-
regionen von 4 —5000 Fuß Höhe und besuchten selbst die Hoch-
ebene von Guatemala, zogen sich aber bald wieder von dort
in die tiefem, wärmern Regionen zurück. Es erneuern sich da-
von drei Generationen in jedem Jahr und die junge Brut bleibt
drei Monate lang kriechend und hüpfend auf Büschen und Bäu-
men, bis sie Flügel bekommt und ausgewachsen ist. Dann er-
heben sich die Heuschrecken plötzlich in großen Schwärmen, rau-
schen hoch in der Luft über den Urwald hin und lassen sich fast
immer nur an gelichteten Stellen nieder; denn sie lieben mehr
die Culturpflanzen, als die wilde Waldvegetation und nehmen
mit letzterer gewöhnlich erst vorlieb, wenn sie eine Plantage rein
abgefressen haben.
In unabsehbaren Massen von vielen tausend Millionen
sahen wir diese Orthopteren (Geradeflügler) während des Som-
mers 1854 in den Llanos und Wäldern des Staates Guate-
mala zwischen Esquintla und Itapa. Alle versuchten Mittel des
Schreckens wie der Zerstörung, durch Trommeln, Schellen, Ge-
wehrsschüsse, oder durch Anlegen von Gräben und Anzünden
großer Feuer konnten die dortigen Mais- und Zuckerpflanzungen
nicht retten. Die Heuschrecken ließen sich auf ihrem Verheerungs-
zug nicht aufhalten, und die Millionen, welche man tödtete,
wurden durch nachrückende Millionen zehnfach wieder ersetzt. Sie
waren noch ungeflügelt, und in diesem Alter bewegen sie sich
mehr gehend, als hüpfend. Die Annäherung ihrer Colonne ver-
kündet ein Geräusch auf den Blättern der Büsche, welches ganz
ähnlich einem fallenden Platzregen ist. Nur wenn sie durch das
Kommen eines schweren Körpers einige Gefahr merken, erheben
sie sich in starken Sprüngen, um dann wieder ruhig ihres We-
ges zu ziehen. Wir haben solche Wandercolonnen beobachtet, die
eine Breite von 300 — 400 Fuß und eine Länge von einer
Diertelmeile hatten. Entlaubte Bäume und Büsche bezeichneten
ihren Weg. An einigen Stellen drängten sie sich in den dichte-
sten Massen zusammen und bildeten da ein scheußliches Gewim-
mel von vielen Hunderttausenden.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
67
Mm die Schlacht erst um Mittag (18. Juni. 1815). Napoleon bestürmte am
heftigsten den linken englischen Flügel, weil dort die Preußen sich an-
schließen sollten; aber die Engländer standen wie Mauern. Die Osna-
brücker Landwehr nahm sogar einen französischen General gefangen.
3. Die Preußen bei Waterloo. Blücher war schon frühmorgens
ausgebrochen. Als der Arzt ihm das gequetschte Bein verbinden wollte,
sprach der greise Held: „Ach was schmieren! Ob ich heute balsamiert
oder unbalsamiert in die andere Welt gehe, wird wohl auf eins heraus-
kommen !" Der Marsch war äußerst beschwerlich, da der unaufhörliche
Regen den thonigen Boden erweichte. Doch Blücher verlor den Mut
nicht ; ans den Regen deutend, sprach er: „Seht, unser Verbündeter von
der Katzbach! Da sparen wir dem Könige wieder viel Pulver!" Doch
der Boden wurde immer weicher, so daß Fußgänger und Reiter
stecken blieben und die Kanonenräder bis zur Achse einsanken. Blücher
aber sprengte von einer Abteilung zur andern und spornte zur Eile
an. Als einige murmelten, es gehe nicht, ries er: „Es muß gehen! Ich
hab es ja meinem Bruder Wellington versprochen; ihr wollt doch nicht,
daß ich wortbrüchig werden soll?" Und es ging. Wellington hatte
unterdes einen harten Stand. Dünner und dünner wurden seine Reihen;
ängstlich blickte er nach der Seite, woher Blücher kommen sollte, und
seufzte: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" Endlich
um 4 Uhr griff Blücher den rechten französischen Flügel von der Seite
und im Rücken an, und bald war das ganze französische Heer auf der
Flucht. Da das englische Heer erschöpft war, übernahm Gneisenau mit
dem preußischen die Verfolgung. Nirgends hielten die Franzosen
stand. Napoleon selber sprang auf der Flucht aus dem Reisewagen
aufs Pferd und eilte ohne Hut, Degen und Orden davon. Wie staunten
die preußischen Soldaten, als sie die Sitzkasten seines Wagens ganz
mit Gold, Silber und Edelsteinen gefüllt fanden! An diese denkwürdige
Schlacht erinnert in Hannover der Waterlooplatz und die Waterloosäule,
in Osnabrück das Waterlvothor.
4. Friede. Schon drei Wochen nach der Schlacht bei Waterloo
rückten die verbündeten Truppen zum zweitenmal in Paris ein.
Napoleon wurde abermals abgesetzt und nach der kleinen Felseninsel
St. Helena im Atlantischen Ocean gebracht, wo er unter strenger Auf-
sicht noch sechs Jahre gelebt hat. Die vielen kleinen geistlichen und
weltlichen Ländchen, welche durch Napoleon ihre Selbständigkeit ver-
loren hatten, wie die Bistümer Osnabrück, Münster und Paderborn,
wurden nicht wieder hergestellt. Die noch vorhandenen 39 deutschen
Staaten vereinigten sich 'zu einem unauflöslichen Deutschen Bunde,
dessen Abgeordnete sich in Frankfurt a. M. zu einem deutschen Bundes-
tage unter Österreichs Vorsitz versammelten. Alle Bnndesglieder ver-
sprachen, untereinander keinen Krieg zu führen, gegen äußere Feinde
aber sich gegenseitig zu helfen. Die Hoffnung des deutschen Volkes auf
Wiederherstellung des Kaiserreichs, auf ein Reichsheer und auf ein ge-
meinsames deutsches Recht ging nicht in Erfüllung. Preußen erhielt
Vorpommern, das halbe Königreich Sachsen, sowie große Gebiete in
Westfalen und am Rhein. Hannover ward zum Königreich erhoben
und erhielt Ostfriesland, Lingen, Meppen, die Grafschaft Bentheim,
das Bistum Hildesheim und die Stadt Goslar.
5*
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Helena Napoleon
74
zu vereinigen. Gleichzeitig rückten von Schleswig-Holstein und von
Minden her preußische Truppen in die Provinz Hannover ein und be-
setzten ohne Schwertstreich die Hauptstadt, während ein anderes preußi-
sches Heer den Hannoveranern bei Langensalza a. d. Unstrut den Weg
verlegte. Noch einmal bot König Wilhelm den Frieden unter der Be-
dingung an, daß die Hannoveraner die Waffen niederlegten und der
König sich mit einer Neugestaltung Deutschlands unter Preußens Führung
einverstanden erklärte. König Georg lehnte abermals ab, so mußten die
Waffen entscheiden. Die hannoverschen Truppen fochten bei Langensalza
(27. Juni) ihres alten Ruhmes würdig und blieben Sieger ; aber am folgen-
den Tage zogen von allen Seiten so viele preußische Truppen heran,
daß das hannoversche Heer ganz eingeschlossen war und die Waffen
strecken mußte. Die Offiziere behielten ihren Degen; die übrigen Sol-
daten wurden entwaffnet und in die Heimat geschickt, der König ging
nach Wien. — Auch die Truppen aus Bayern, Baden, Württemberg
und Hessen wurden von den Preußen wiederholt besiegt.
3. Königgrätz. Der Entscheidnngskamps aber wurde in Böhmen
mit den Österreichern und Sachsen ausgesochten. In drei Heeren drangen
die preußischen Truppen nach einein von Moltke ausgearbeiteten Feld-
zugsplane in Böhmen ein. Das 1. führte Prinz Friedrich Karl, das
2. Kronprinz Friedrich Wilhelm, das 3. ein General; den Oberbefehl
übernahm König Wilhelm selber. Die Österreicher hatten sich ans einem
Höhenrücken nicht weit von Königgrätz verschanzt; in ihrem Rücken floß
die Elbe, vor ihnen ein kleiner Nebenfluß der Elbe, die Bistritz, die
wegen ihrer sumpfigen User schwer zu überschreiten war. Dort beschloß
König Wilhelm den Feind am 3. Juli anzugreifen. Den Angriff
mußten zunächst die 1. und 3. preußische Armee allein übernehmen,
weil der Kronprinz noch meilenweit entfernt war. Trotz des feindlichen
Feuers überschritten die preußischen Truppen die Bistritz und stürmten
die Höhen hinan. Aber ans den kahlen Flächen waren sie schutzlos den
feindlichen Geschossen preisgegeben; vergebens war aller Heldenmut,
sie konnten nicht weiter vordringen, zurück aber wollten sie nicht.
Stundenlang hielten sie dort im heftigsten Feuer ans. Der greise
König saß schon seit dem frühen Morgen zu Pferde; als Bismarck ihn
bat, er rnöge sich doch Glicht dem feindlichen Feuer aussetzen, sagte er:
„Wohin soll ich denn reiten, wenn meine braven Truppen im Feuer
sind?" Der Kronprinz konnte bis Mittag nicht eintreffen; dennoch
schauten schon vorher viele sehnsüchtig nach Osten, woher er kommen
mußte. Er hatte bei drückender Hitze, der bald strömender Regen
folgte, ans durchweichtem Boden einen achtstündigen Weg zurückzulegen;
endlich um 2 Uhr durchlief die Reihen der l.und 3. Armee die Freuden-
botschaft: „Der Kronprinz ist da!" Je näher er dem Schlachtfelde
kam, desto mehr eilten seine Soldaten; alle Ermüdung war vergessen,
mit lautem Hurra fielen sie dem Feinde in die rechte Flanke, auch die
1. und 3. Armee gingen zu einem allgemeinen Angriff vor, und nach
kurzer Zeit war der Feind ans der Flucht.
4. Friede. Die Österreicher waren so gründlich besiegt, daß sie
sofort um Waffenstillstand baten, und. daß schon nach wenigen Wochen
in Prag Friede geschlossen wurde. Österreich mußte Preußen Kriegs-
kosten zahlen, ans Schleswig-Holstein verzichten und sich damit einver-
standen erklären, daß Norddeutschland sich unter Preußens Führung zu
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TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Georg Königgrätz Moltke Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Langensalza Deutschlands Langensalza Wien Bayern Baden Württemberg Hessen Sachsen Prag Schleswig-Holstein Norddeutschland
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22. Erfindung des Schießpulvers; 1350.
Während des Mittelalters haben sich viele Menschen bemüht,
Gold herzustellen. Einst, so erzählt die ^age, zerstampfte zu diesem
Zwecke der Mönch Berthold Schwarz in einem eisernen Mörser Schwefel,
Salpeter und Holzkohle und bedeckte das Gefäsi mit einem Stein. Zu-
fällig flog ein Funke in dies Pulver, sofort entzündete es sich und
schleuderte den Stein mit furchtbarer Gewalt gegen die Decke. Er
wiederholte den Versuch, immer mit demselben Erfolge. Zuerst benutzte
man es nur zum Sprengen, dann auch zum Fortschleudern schwerer
Steine aus Mörsern. Allmählich verlängerte man die Mörser zu Ka-
nonen, d. i. Röhren, aus denen man steinerne oder eiserne Kugeln schoß.
Die Kanonen waren anfänglich sehr schwer und ruhten nicht ans Rädern,
so daß zu ihrer Fortschaffung wohl 60 Ochsen erforderlich waren und
sie nur als Belagerungsgeschütz verwendet wurden; um 1350 benutzte
>nan auch leichtere, fahrbare Feldgeschütze, Feldschlangen genannt. Sie
trugen, wie noch heute die Schiffe, eigene Namen, z. B. Schnurrhindurch,
Nachtigall, Lukas, und wurden mit Inschriften versehen wie: „Schärpe
Orete bin ick gheheten, Wan ick lache, dat wert den viend ver-
dreten.“ Später verfertigte man auch Hakenbüchsen oder Musketen, die
der einzelne Mann tragen konnte, aber beim Abfeuern aus eine Gabel
legen mußte. Sie wurden mittels einer Lunte entzündet; um diese ent-
behrlich zu machen, brachte man an der Muskete Schlösser mit einem
Feuerstein oder Flint an, der beim Niederschlagen Funken hervorbrachte
und dadurch das Pulver entzündete. Bon dem Flint nannte man die
Gewehre Flinten; von der Muskete haben die Musketiere ihren Namen.
Die Benutzung der Feuerwaffen veränderte das ganze Kriegs-
wesen. Schild und Panzer hielten ihnen gegenüber nicht mehr stand;
deshalb verlor das Ritterheer seine bisherige Bedeutung, lind das mit
Musketen versehene Fußvolk wurde die wichtigste Truppe. Es kam jetzt
weniger auf die Tapferkeit des Einzelnen an, als vielmehr auf
die geschickte Führung großer Massen. Die Mauern der Burgen und
Städte boten jetzt nicht mehr genügenden Schutz, sondern mußten durch
Wälle und starke Türme verstärkt werden; manche Burg wurde damals
ganz aufgegeben. Auch Osnabrück wurde jetzt mit Wällen und Türmen
befestigt; die Stadt errichtete eine Pnlvermühle, stellte Wallmeister und
Büchsenmeister an.
23. Johann Huß; 1415.
1. Kirchliche Mitzstiinde. Um 1400 waren in die christliche Kirche
mancherlei Mißbräuche eingedrungen. Drei Päpste stritten sich um den
päpstlichen Stuhl und thaten einander in den Bann. Die hohen Geist-
lichen besaßen oft mehrere Bistümer, kümmerten sich aber um das kirch-
liche Leben wenig; die niederen Geistlichen waren meistens unwissend
und lebten sittenlos, alle aber trachteten danach, die Kirche zu bereichern.
1350 wurde ganz Deutschland von einer furchtbaren Pest, Schwarzer
Tod genannt, heimgesucht; in Osnabrück sollen nur sieben ungetrennte
Ehepaare übrig geblieben sein: auch dieses Unglück benutzten die Geist-
lichen, herrenloses Gut an die Kirche zu bringen. Der Besitz und die
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Extrahierte Personennamen: Berthold_Schwarz B._Schnurrhindurch Lukas Johann